Belebte Diskussionen während dem Workshop © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
25 septembre 2024
Stiftung Baukultur Schweiz | D'un point vue personnel
Gemeinsam die Zukunft der Baukultur gestalten
Am 20. August 2024 versammelten sich führende Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Architektur bei strahlendem Wetter, um an einem besonderen Event teilzunehmen: dem «Baukulturellen Get Together» der Stiftung Baukultur Schweiz. Inmitten der sommerlichen Atmosphäre wurde nicht nur über die Vergangenheit reflektiert, sondern auch ein visionärer Blick in die Zukunft geworfen.
Enrico Slongo führt in den Abend ein © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
Den Auftakt machte Enrico Slongo, Präsident der Stiftung Baukultur Schweiz und Stadtarchitekt von Freiburg, mit einem eindrucksvollen Rückblick auf die Stiftungsaktivitäten des vergangenen Jahres. Bei belebter Stimmung stiegen die Anwesenden in den Workshop ein, der die kommende Baukultur-Tagung «Back to the Future: Looking forward, looking back» vorbereitete, die am 3. und 4. Oktober 2024 in Mendrisio und Lugano stattfinden wird (hier können Sie sich anmelden).
Tom Avermaete, Stiftungsrat der Stiftung Baukultur Schweiz und Professor für Geschichte und Theorie des Städtebaus an der ETH Zürich, führte in das Thema des Abends ein. Dabei ging es um die zentrale Frage, wie wir in Zukunft zusammenleben werden und welche Rolle die Baukultur dabei spielt. Praxisbeispiel für den Abend bot das Tessin, wo auch die kommende Baukultur-Tagung stattfinden wird. Avermaete verdeutlichte in seiner Einführung, dass die Entwicklung von Städten und Dörfern stark mit demografischen Veränderungen verknüpft ist. Die erwartete Bevölkerungszunahme im Tessin und der angrenzenden Lombardei stellt die Baukultur vor immense Herausforderungen. Um diese Herausforderungen zu meistern, gilt es, nicht nur das Bestehende zu bewahren, sondern auch zukunftsorientiert zu denken. Dieser Grundgedanke führte nahtlos in die anschliessende Gruppenarbeit des Workshops.
Tom Avermaete führt in den Workshop ein © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
Gesprächsstoff für die Zukunft
In Gruppen wurden vier zentrale Fragen diskutiert, die von Jonathan Sergison, Professor für Entwurf und Konstruktion und Direktor ISUP, Accademia di Architettura USI in Mendrisio, vorgängig formuliert wurden.
Eine für die Tagung elementare Frage stellten sich die Teilnehmer:innen gleich zu Beginn: Was bedeutet es eigentlich, in der Baukultur vorwärts und rückwärts zu blicken? Schnell war klar, dass Rückblick nicht Stillstand bedeuten darf. Stattdessen sollte der Blick zurück als Chance gesehen werden, aus der Vergangenheit zu lernen und die Weiterentwicklung in den Fokus zu rücken: Was können wir heute besser machen? Was lehrt uns das Bestehende? Diese Überlegungen führen unweigerlich zur Erkenntnis, dass Kultur und Geschichte untrennbar miteinander verbunden sind. Wer die Zukunft gestalten will, muss also die Vergangenheit verstehen. In diesem Sinne geht es nicht nur darum, Bewährtes zu pflegen, sondern auch Identitäten zu erkennen und zu fördern. Der Blick in beide Richtungen – nach vorne und nach hinten – ist unerlässlich, um zukunftsweisend planen zu können.
Diskussionen am Tisch im malerischen Garten © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
Die Diskussionen fokussierten in der Folge auf die Wechselwirkung zwischen Demografie und Baukultur. Die Teilnehmer:innen erkundeten, wie die Baukultur auf eine zunehmende urbane Dichte reagieren kann und welche Auswirkungen eine wachsende Bevölkerung auf den Charakter und die Rolle der Baukultur hat. Im Plenum stellten die Gruppen schliesslich ihre Erkenntnisse vor.
Ein zentraler Punkt war dabei, dass Baukultur nicht nur den baulichen Bestand umfasst, sondern auch als fortlaufender Prozess verstanden werden muss. Wichtig für eine zukunftsfähige Baukultur ist auch, ein Bewusstsein für Werte zu entwickeln. Denn besonders im Kontext des zunehmenden Wachstumsdrucks wird der Wert des Bestehenden häufig infrage gestellt. Ebenso entscheidend für die Zukunft der Baukultur ist die Fähigkeit, situativ angemessen zu agieren. Verdichtung darf nicht auf Kosten der Qualität des Lebensraums gehen. Um eine hohe Baukultur auch in Zeiten des Wachstumsdrucks zu gewährleisten, braucht es schliesslich auch politischen Mut, zielführende Prozesse und die richtigen Kompetenzen.
Austausch beim Apéro © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
Ein gemütlicher Ausklang im Garten
Die Erkenntnisse aus den Diskussionen werden in die Inhalte der kommenden Tagung im Tessin einfliessen, die zusammen mit der fünften Ausgabe der Biennale Svizzera del Territorio stattfinden wird. Nach einem Workshop voller inspirierender Gespräche und wertvoller Erkenntnisse war es an der Zeit, den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Wohl verdient erkundeten die Teilnehmer:innen nach den intensiven Diskussionen den reichhaltigen Apéro. Der Abend fand bei warmer Sommerabendstimmung im Garten der Geschäftsstelle unserer Stiftung seinen Abschluss.
Wir blicken bereits gespannt auf das nächste «Baukulturelle Get Together» im Jahr 2025!
Kulinarischer Abschluss beim Apéro © Stiftung Baukultur Schweiz - Fotograf: Conrad von Schubert
Caroline Tanner
Caroline Tanner ist Architektin, Autorin und Philosophin. Sie studierte Architektur an der ETH Zürich und arbeitete mehrere Jahre als Architekturjournalistin bei den NZZ Fachmedien. An der ETH schreibt sie derzeit eine Abschlussarbeit in «Geschichte und Philosophie des Wissens» mit Schwerpunkt Architekturphilosophie. Seit März 2024 unterstützt sie die Stiftung Baukultur Schweiz in der Kommunikation.
Stiftung Baukultur Schweiz
Die Stiftung Baukultur Schweiz ist eine nationale, neutrale und politisch unabhängige Stiftung. Im Frühjahr 2020 gegründet, bringt sie Akteure zusammen, schafft Plattformen, initiiert Prozesse und macht sich stark für jene, welche die Grundlagen der Baukultur inhaltlich ausarbeiten oder diese in der Praxis umsetzen.