Areal Zwicky Süd, Dübendorf © SENN - Foto: Andrea Helbling, Zürich / Courtesy of Schneider Studer Primas GmbH
20 janvier 2023
Stiftung Baukultur Schweiz | Concrètement
Quartiersbesichtigung, die bewegt
Im Sommer 2022 besuchte die Stiftung Baukultur Schweiz in Zusammenarbeit mit der HSLU das Quartier Zwicky-Süd in Dübendorf an der Grenze zu Zürich und Wallisellen.
Nach sechs Jahren in Betrieb, kann man der konkreten und gelebten Baukultur konkret auf den Zahn fühlen. Was bewegt die Bewohnerschaft, was wurde bei der Planung übersehen, welche Veränderungen stehen an? In sechs thematischen Interviews erfahren wir Konkretes über den Alltag im Pionier-Quartier, die Mitwirkung der Bewohnenden und können teilnehmen an der interessanten Podiumsdiskussion, die im Anschluss an die Spaziergänge – den «Walking Think Tanks» durchs Quartier stattfand.
Lukas Bühlmann, Vizepräsident der Stiftung, erläutert im Interview kurz nach dem Quartiersbesuch die Zusammenarbeit mit der HSLU sowie die Veranstaltungsreihe, die auf dem Zwicky-Areal ihren Anfang nahm.
Walking Think Tanks
Verkehrskonzept
Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr auf dem Zwicky-Areal ist sehr gut. Doch das Quartier selbst ist nicht verkehrsberuhigt. Die Bewohnerschaft stört sich daran, dass kein stringentes Verkehrskonzept ausgearbeitet wurde und stösst auch hier Veränderungen an.
Engagement der Bewohnerschaft
«Ich würde hier nie ausziehen», sagt eine Bewohnerin des Zwicky-Areals, die offene Struktur der Siedlung stärke die Gemeinschaft. Auf der anderen Seite setzen Hitzeinseln der Bewohnerschaft stark zu und es muss sich in dieser Hinsicht dringend etwas ändern. Dank des Engagements seiner Bewohnerschaft verändert sich das beliebte Wohnquartier auf der Grenze zu Zürich und Wallisellen stetig, was man an den Gemüsegärten auf dem Hügel aus Bauschutt sehen kann, deren Ernte geteilt wird.
Fassadenbegrünung
Die Kletterpflanzen hatten zu wenig Humus und gingen bald ein. Mittlerweile geht es ihnen besser, es grünt und wächst – doch die Begrünung könnte noch viel üppiger sein, nicht primär aus optischen Gründen, sondern damit sich die Hausfassaden nicht zu stark erhitzen.
Städtische Infrastruktur
Auf dem gesamten Areal wohnen dereinst 3000 Leute, doch es gibt keine städtische Infrastruktur im Quartier. Deshalb haben die Bewohnerinnen und Bewohner 400 Unterschriften gesammelt und bei der Gemeinde eingereicht, denn diese Projekte müssen auf der politischen Ebene angestossen werden.
Lärmbelastung
Städtebaulich haben die Architekten einen ruhigen Hof geschaffen, wo man vom Verkehr abgeschirmt ist, doch die Ausgangslage zwischen Strassen, Eisenbahn und in der Nähe des Flughafens ist keine einfache. Für viele Bewohnende ist der Lärm denn auch das grösste Minus des Zwicky-Areals.
Nutzungsangebote
Die Freiräume auf dem Zwicky-Areal verändern sich mit dem Alter und dem Interesse der hier wohnenden Kinder. Während der Spielplatz die Kleinsten begeistert, spielen die grösseren auf dem begrünten Dach im Hof Fussball. Am «Zwicky Beach» badet man in idyllischer Natur neben einem Biber-Paar.
Podiumsgespräch
Expertinnen und -experten aus Architektur, Planung, Politik und Immobilienwirtschaft diskutieren mit den Bewohnenden auf Augenhöhe, worauf bei der Entwicklung von Quartieren in baukultureller Hinsicht künftig besonders zu achten sei. Es wird nach gebautem Lebensraum und Planungsprozessen gefragt und darüber diskutiert, an welchen Kriterien sich gelebte Baukultur im Alltag festmachen lässt.
Am Podiumsgespräch nahmen folgende Personen teil: Birgit Brewe (Vertreterin Bewohnende Zwicky), Ivo Hasler (Stadtrat Dübendorf), Dominik Müller (Hochbauvorstand Dübendorf), Urs Primas (Architekt), Sabina Ruff (Leiterin Abteilung Sozialraum, Stv. Amtsleiterin, Stadt Frauenfeld), Monica Zwicky (Delegierte des VR Zwicky & Co AG, Eigentümerschaft). Das Gespräch wurde moderiert durch den Journalisten Dieter Kohler.
Statements aus dem Podiumsgespräch
Bewohner: Siedlungsbau oder Städtebau?
Birgit Brewe: Engagement als unendliche Ressource?
Birgit Brewe: Baukultur - eine Frage des Gestaltungsplans?
Dominic Müller: Welche Spielräume hat die öffentliche Hand?
Ivo Hasler: Wer ebnet die nötigen Kommunikationswege?
Monica Zwicky: Wie hat es die Eigentümerschaft mit der Baukultur?
Sabina Ruff: Nimmt die öffentliche Hand ihre Spielräume wahr?
Urs Primas: Lessons learnt?
Gesamtes Podiumsgepräch
Projektteam
Hochschule Luzern
Interdisziplinärer Themencluster (ITC) «Raum & Gesellschaft» der Hochschule Luzern
Hochschule Luzern – Technik & Architektur
Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP)
Prof. Angelika Juppien
Richard Zemp
Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Kompetenzzentrum Stadt- und Regionalentwicklung (CC StaR)
Christopher Young
Stiftung Baukultur Schweiz
Lukas Bühlmann
Stiftung «Sotto Voce»
Helen van Vemde
Stiftung Baukultur Schweiz
Die Stiftung Baukultur Schweiz ist eine nationale, neutrale und politisch unabhängige Stiftung. Im Frühjahr 2020 gegründet, bringt sie Akteure zusammen, schafft Plattformen, initiiert Prozesse und macht sich stark für jene, welche die Grundlagen der Baukultur inhaltlich ausarbeiten oder diese in der Praxis umsetzen.